Die Kultur des Terrors lässt sich nicht in eine Ausstellung packen

Mango-Reliqiuen
Mango-Reliqiuen

„Die Kultur der Kulturrevolution“ nennt das Museum für Völkerkunde seine aktuelle Ausstellung. Hinter dem protzigen Titel könnte sich allerhand verstecken. Tatsächlich ist es aber genau das, was der Untertitel verspricht: „Personenkult und politisches Design im China von Mao Zedong“. Die Ausstellung versucht anhand von Designobjekten die Geschichte des Kults um den politischen Führer Mao zu erzählen. Das ist auf den ersten Blick – den aus der  europäischen Perspektive – auf jeden Fall faszinierend. Das mag wohl auch der Grund sein, warum es nach wie vor so etwas wie eine Ostalgie chinesischer Prägung gibt. Touristen kaufen Mao-Memorabilia in rauen Mengen und stützen so einen ganzen Industriezweig.
Der totalitäre und radikale Anspruch der Kulturrevolution hat sich in Unmengen von Ansteckern, Plaketten und mit Sprüchen und politischer Symbolik versehenen Alltagsgegenständen manifestiert. Der ORF-Journalist und China-Experte Helmut Opletal hat viele davon gesammelt und sie in diese Ausstellung eingebracht. Das letzte Kapitel dieser Geschichte ist nicht geschrieben. China beruft sich nach wie vor auf den großen Führer.
Wer Anekdoten sucht, die die Lächerlichkeit und Brutalität des Mao-Kultes belegen, wird reich bedient. Anhand von Briefmarken und Kuverts erfährt man etwa, dass so gut wie alles, wasmit Licht oder Fortschritt zu tun hat, als Symbol für Mao ge- (oder besser miss)braucht wurde: Leuchtturm, Sonne, Lokomotive oder Atombombe. „Gebt mir meine Flugzeuge zurück!“ soll Mao selbst einmal lamentiert haben. Tonnen und Aber-Tonnen wertvollen Aluminiums wurden verwendet, um Abzeichen mit seinem Konterfei zu produzieren. Der Höhepunkt an Skurrilität ist aber der Mango-Kult. Die Geschichte dazu: Mao hatte von einer pakistanischen Delegation einen Korb mit Mango-Früchten erhalten. Diener seines Volkes wie er nun einmal war, hat er diese sofort an Arbeiter weiter gereicht. Diese hatten zu viel Respekt, um die Früchte zu essen und verehrten sie lieber als Reliquien. Als sie verfault waren, wurden sie kurzerhand durch Wachsfrüchte ersetzt.
Was das Anekdotische betrifft, ist die Ausstellung hervorragend gelungen und auch gut in einem Museum für Völkerkunde aufgehoben. Problematisch wird es im Raum, der sich „Terror“ nennt. Hier gibt es klarerweise keine Artefakte, die belegen, mit welcher Brutalität die Kulturrevolution durchgesetzt wurde bzw. werden sollte. Da haben sich die Ausstellungsmacher notdürftig mit Fotos und ein paar Wandzeitungen beholfen.
Dem Untertitel wird die Schau allemal gerecht, allein schon durch die Fülle an Objekten. Am Anspruch – so er denn ernsthaft vorhanden war -, die düsteren Aspekte der Kulturrevolution zu thematisieren, scheitern die Macher aber kläglich. Dennoch: Die Sammlung ist einen Besuch im Völkerkundemuseum wert.

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