Guter Service statt schlechter Besitz

Unser Wirtschaftssystem hat einige krankhafte Auswüchse. Geplante Obsoleszenz ist einer davon. Das Wiener Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z kämpft seit vielen Jahren dagegen an und entwickelt konkrete Gegenstrategien. Mit seinem jüngsten Projekt will R.U.S.Z-Chef Sepp Eisenriegler zeigen, dass besser wäscht, wer seine Waschmaschine mietet anstatt sie zu besitzen. Sepp-WaschmaschineNiemand weiß besser als Sepp Eisenriegler, was das Sprichwort „Wer billig kauft, kauft teuer“ bedeutet. Er und seine 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im R.U.S.Z kennen das Innenleben von Haushalts- und Elektrogeräten oftmals genauer als die Hersteller selbst. Für Waschmaschinen hat Eisenriegler eine simple Faustregel: „Im Preissegment zwischen 300 und 500 Euro lässt sich jeder Hunderter ziemlich genau in Lebensjahre umrechnen.“ Aktionsangebote sind da natürlich ausgenommen. Wer also zwanzig Jahre saubere Wäsche haben will und auf Billiggeräte setzt, wird in dieser Zeit vier bis sieben Waschmaschinen verbrauchen und dafür etwa 2.000 Euro ausgeben. Dazu kommt der Aufwand für Kauf, Transport und Installation. Eine massive Umweltbelastung für Rohstoffabbau, Produktion und Entsorgung dieser Wegwerfgeräte komplettiert die Negativbilanz. Gerade in finanzschwachen Bevölkerungsgruppen ist dieser Kreislauf trotz seiner offensichtlichen Widersinnigkeit nach wie vor traurige Realität.
Rundum-Sorglos-Paket
Ab Sommer hat das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z ein spezielles Angebot für Haushalte im Großraum Wien: Waschmaschinen in der Qualität hochpreisiger Modelle zum Mieten. Zustellung, Anschließen, Service und Reparatur sind inkludiert – und das bei unbegrenzter Vertragslaufzeit. Die Gesamtbilanz wird deutlich positiver ausfallen verspricht Eisenriegler. Für die Nutzung der R.U.S.Z-Eigenmarke wird zu Beginn ein einmaliger Betrag von 150 Euro fällig. Die Monatsmiete wird dann 10 bis 15 Euro kosten. Dafür bekommen die Kunden die Sicherheit, dass jede Störung innerhalb von drei Werktagen beseitigt wird. Im schlimmsten Fall wird das Gerät getauscht.
Strenge Kriterien
„Wir testen derzeit ein vielversprechendes Modell. Die Maschine, die wir teilweise mitentwickelt haben, wäscht rund um die Uhr bei 90 Grad“, so Eisenriegler. Die R.U.S.Z-Waschmaschine muss dabei strengen Anforderungen genügen. Diese sind in der ÖNORM 192102, besser bekannt als „Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundliche E-Geräte“, spezifiziert. Die technischen Erfahrungen des R.U.S.Z waren die Grundlage für die erste Version dieser Norm, die 2007 vom Austrian Standards Institute publiziert wurde. Etwa 40 Kriterien beschreiben exakt, was unter langlebigen und reparaturfreundlich designten Produkten zu verstehen ist. Bald wird es eine aktualisierte Version geben, die deutlicher auf die Spezifika von Weiß- und Braunware – also von Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik – eingeht. An dieser Aktualisierung hat das R.U.S.Z mit seinen praktischen Erfahrungen federführend mitgewirkt. Der Norm liegt eine weit gefasste Definition von Nachhaltigkeit zugrunde, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte mit einschließt.
Hebel umlegen
Es gibt zwar Waschmaschinenhersteller, die auch Mietmodelle anbieten, doch die werden nicht aktiv beworben und daher auch kaum nachgefragt. So können es sich die Elektrokonzerne leicht machen und behaupten, dass kein Bedarf für derartige Dienstleistungen besteht. „Jemand muss den Hebel umlegen“, meint Eisenriegler. Dieser Hebel wird vorerst aus 100 bis 200 Waschmaschinen samt dazugehörigen Servicevereinbarungen bestehen. Die nächsten Schritte sind schon in Planung. Er verhandelt schon mit Unternehmen, die die Servicierung der R.U.S.Z-Waschmaschinen in anderen Bundesländern übernehmen. Und wenn alles so klappt wie vorgesehen, sollen auch E-Herde und Geschirrspüler und eventuell auch Unterhaltungselektronik folgen.
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Über das Reparatur- und Service-Zentrum: „Länger nutzen statt öfter kaufen“ Das R.U.S.Z wurde 1998 in Wien gegründet und Seither wurden dort knapp 400 Langzeitarbeitslose zu Technikern ausgebildet und zum überwiegenden Teil erfolgreich am Arbeitsmarkt vermittelt. Neben Reparaturservices und dem Verkauf gebrauchter funktionsfähiger High-End-Elektrogeräte leistet das R.U.S.Z auch Forschungs- und Entwicklungsarbeit. So wurde etwa eine Methode für das „Tuning“ alter Waschmaschinen entwickelt, die beim Prototypen, einer 13 Jahre alten Marken-Waschmaschine, eine Wassereinsparung von 30 % und eine Reduktion des Energiebedarfs von 20 % bei gleicher Reinigungsleistung bringt. Mehr unter www.rusz.at

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