Was mache ich bloß mit einem Elektrofahrrad in Wien?

Das Öko-Energie Blog hat zur Blogparade zum Thema „Urbane Mobilität“ aufgerufen und es gibt sogar etwas zu gewinnen: Ein Elektrofahrrad im Wert von sage und schreibe 2.000 Euro. Elektrofahrräder an sich sind eine gute Sache. Ich bin testweise schon ab und zu mit einem gefahren. Schon fein, wenn man etwas Unterstützung für die mit dem Alter abnehmende Muskelkraft bekommt.
Aber ich wüsste beim besten Willen nicht, wo ich es abstellen sollte und noch weniger weiß ich, wie und wo ich es betanken könnte. Ich wohne in einem Altbau. Aus Überzeugung, weil ich die hohen Räume mag und zum Denken brauche. (Und kommt mir jetzt bloß nicht mit den höheren Heizkosten! Altbauten sind thermisch allemal sinnvoller als die Bauten aus den 50er, 60er oder 70er Jahren.) Und ich fahre gerne mit dem Rad.
Da das Haus, in dem ich lebe, grantle und arbeite keinen Fahradabstellplatz hat, schleppe ich es nach jeder Ausfahrt in den finsteren, feuchten Altbaukeller und für jede Ausfahrt wieder raus. – Und da bin ich kein Einzelfall. Die Wiener Innenstadt ist voller Gründerzeithäuser. Viele davon haben keinen Hof und damit keine überdachten Fahradabstellplätze. Keller sind für normale Fahrräder gerade noch gut genug. – Nicht aber für Elektrofahrräder. Die kann man dort meist mangels Steckdosen auch nicht aufladen (oder sagt man betanken?). Und wenn es dort Steckdosen gäbe, würden sich die anderen Bewohner des Hauses schön bedanken, wenn ich das auf Kosten der Hausgemeinschaft mache.
Und da liegt für mich des Pudels Kern: Elektromobilität schön und gut. Aber sie ist wohl mehr für begüterte Menschen bzw. Bewohner der städtischen Randgebiete geeignet.

  • Die Elektromobile sind teuer. 2.000 Euro kommen nicht zu Fuß. (Ein Kalauer!)
  • Wer sich solche Elektromobile leistet, muss dann entweder in einen Neubau ziehen (die noch dazu eine entsprechende Auflade-Infrastruktur haben müssten) oder überhaupt ein Haus mit Garage und Steckdose sein Eigen nennen.

Damit hege ich keine allzu großen Hoffnungen, dass private Elektromobilität die Verkehrssituation in Wien so schnell entlasten wird. Die paar Ladestellen, die A1 in Form umgebauter Telefonzellen bietet oder die der großen Supermarkt-Ketten reichen nicht aus. Laut dieser Website gibt es in Wien 127 Möglichkeiten, Strom zu tanken: www.elektrotankstellen.net . Und überdachte öffentliche Abstellplätze für (Elektro-)Fahrräder habe ich in der Wiener Innenstadt auch noch nicht gesehen.
Wohlgemerkt: Meine Skepsis bezieht sich auf die private Elektromobilität. Die öffentlichen Verkehrsmittel setzen jetzt schon in größerem Ausmaß auf ökologisch vertretbare Antriebsformen und wenn’s nach mir geht, sollten die Fahrzeugflotten aller öffentlichen Institutionen und größerer Firmen sowie alle Taxis auf solche umgestellt werden.
Und außerdem: Ich trete eh gerne in die Pedale. Ich sehe das nämlich sportlich. Erst kürzlich hat der VCÖ jubiliert, dass Wien eine Stadt der Radfahrer ist (siehe: „Wiener haben heuer neuen Radfahr-Rekord aufgestellt„). Ich habe ein wenig zu dem Rekordergebnis beigetragen.
Und trotzdem gibt’s noch viel zu tun:

  • Es gibt nach wie vor nicht genügend Radwege in Wien.
  • Manche enden dermaßen plötzlich, dass ich selbst auf Strecken, die ich öfter fahre, immer wieder darob erschrecke.
  • Ich ärgere mich immer wieder über Touristen, die in Horden auf den RADwegen am Ring stehen (!) und und…

Für diese Vorhaben wünsche ich Martin Blum, dem neuen Fahrradbeauftragen der Stadt Wien, viel Erfolg!
P.S. Kann ich das Elektrofahrrad bitte doch gewinnen? Ich kann’s ja auf eBay verkaufen und mir damit für ein paar Jahre die Jahreskarte für die Wiener Linien finanzieren.
Update am 26.09.2011
Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, dass die meisten Elektrofahrräder abnehmbare Akkus haben und damit ein Teil meines Problems gelöst wäre, habe ich ein wenig recherchiert. Zwar habe ich keine Prozentwerte gefunden, aber auf den meisten Überblickseiten steht, dass die Ladeeinheiten größtenteils abnehmbar sind. Bei dem Rad, das ich getestet habe war sie jedenfalls fix verbaut.
Dafür habe ich noch etwas anderes entdeckt: Expertenempfehlungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zum Thema „Lademöglichkeiten für Elektrofahrräder im öffentlichen Raum„.
Die Zusammenfassung:

  • Die Experten sind sich einig, dass öffentliche Ladestationen für Elektrofahrräder zur Förderung der Elektromobilität zwingend notwendig sind.
  • Je nach Anforderungsprofil (elektrische Kennwerte, Ladezeiten, Standzeiten, usw.) wird in Alltags-, und Freizeitbereich unterschieden.
  • Lademöglichkeiten sollten nicht nur auf Elektrofahrräder beschränkt werden, sondern es sollten auch Elektroroller und ähnliche kleine urbane Elektrofahrzeuge berücksichtigt werden.
  • Lademöglichkeiten sind mit sicheren und gebrauchstauglichen Abstellmöglichkeiten zum Schutz des Elektrofahrzeuges (Diebstahl, Vandalismus, Witterung) auszustatten.



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